Die Gewandteile der Frauentracht im Wandel der Epochen
Die Frauentrachten setzen sich aus mehreren Kleidungsstücken zusammen. So konnte die Trägerin variantenreich kombinieren. Hinzu kommt, dass sich die unterschiedlichen Trachtenregionen hauptsächlich bei den Frauentrachten zeigen.
Dieser Überblick wird ständig erweitert. Schauen Sie mal wieder vorbei. Ziel ist es, ein Glossar zu zeitgenössischen bzw. heute gebräuchlichen Begrifflichkeiten, ergänzt mit Datierungshinweisen zu erstellen.
Caraco
Neu genähte Caraco nach Vorbildern aus der Zeit um 1800 - Vorgänger des Spenzers. Schnitt entwickelt nach einem Caraco aus dem Klostermuseum Ottobeuren.
Spencer, Spenzer
Spencer
1798 bis 1817
Der Spencer war ab etwa 1798 modisch (i). Er ist so kurz, dass er direkt unter der Brust endet. Diese von Zeitgenossen sogenannte „englische kurze Taille“ (ii) war schon etwas länger modisch, sie galt seit etwa 1794 als chic. Ab etwa 1811 findet sich der Spencer in zeitgenössischen Modeberichten eher als Spenzer, sein Ausschnitt wandert nach oben, die Besätze werden immer raffinierter. Er wurde über einem Kleid, dem sogenannten Chemise, getragen.
i Vergl. Böck, Dorothea (Hrsg.)/ de la Motte Fouqué, Caroline: Geschichte der Moden 1785-1929, Hanau 1988, S. 76-78. Lord Spencer soll der Namensgeber gewesen sein.
ii Journal des Luxus und der Moden, Februar 1794, S. 89, zitiert nach Göres, Jörn (Hrsg.)/ Kröll, Christina: Heimliche Verführung, Ein Modejournal 1786-1827, Düsseldorf 1978, S. 91.
Spenzer
ab 1820
In der Biedermeierzeit ist der Begriff Spenzer für Frauenoberteile bzw. Jacken immer noch anzutreffen. Die Ärmel der Biedermeierzeit sind nicht mehr eng. Neben den schon länger beliebten Puffärmeln, begannen einige Ärmelformen um 1809 auf dem Oberarm weiter zu werden. Die erwünschte Betonung der Breite in der Silhouette konnte am besten mit Keulenärmeln erzielt werden, die ab 1826 modisch wurden. Um 1835/1838 hatten sie dann ihre größte Weite und wurden spöttisch Hammelkeulenärmel oder Schinkenärmel genannt. Im Sommer 1836 wurden die Keulenärmel auf dem Oberarm erstmals in Falten gelegt, die erst in Ellbogenhöhe aufsprangen. Zum Saum hin wurden auch diese Ärmel wieder schmal. Statt den Keulenärmel auf dem Oberarm in Falten zu legen, konnte er auch mehrfach eingekräuselt werden, was den gleichen optischen Effekt ergibt.
Rüschenspenzer um 1800 bis etwa 1820
Den Spenzer aus schwäbischen Museen charakterisieren folgende Merkmale: tiefer runder Ausschnitt, kurze Länge, Schoß mit Verzierung in der hinteren Mitte und enge lange Ärmel. Sie sind auf datierten Bildquellen ab etwa 1798 nachweisbar.
Rüschenspenzer ab 1820
Auch in Schwaben hielt der Keulenärmel Einzug. Interessant ist, daß der Ausschnitt der schwäbischen Spenzer immer tief ist, verglichen mit seinem Gegenpart in der Mode.
Der Halsausschnitt zeigt eine klassische Form. Meist beginnt er im Rücken als V-Ausschnitt, wird nach vorne im geraden Verlauf trapezförmig breiter und geht dann mit einer kleinen Rundung in den nach oben gebogenen vorderen Ausschnitt über. Die Ärmeleinsatznähte ragen meist weit in die Rückenmitte hinein, ein Schnittdetail, das schon bei mittelalterlicher Kleidung begegnet. Die vordere Mitte ist mit einem Übertritt gearbeitet, der den Verschluss in der vorderen Mitte verbirgt.
Goller, der oder das (auch: Kragen)
Goller verdecken das Decolleté. Sie sind aus zwei mehr oder weniger rechteckigen Teilen mit Schulternähten gearbeitet. Der Bereich des Gollers im Halsausschnitt ist zu sehen und deshalb prächtig gestaltet. Bänder oder Goller-Ketten sind an den hinteren unteren Ecken befestigt, werden unter den Achseln hindurch geführt und an den vorderen unteren Ecken durch Ösen gezogen. Diese Bänder/ Ketten werden im Rücken gekreuzt und vorne befestigt bzw. verknotet.
(Text: Monika Hoede, Krumbach, 2020)